Wertekompetenz

Werte- und Medienkompetenz sind nicht deckungsgleich, hängen jedoch unmittelbar miteinander zusammen. Der Begriff der Wertekompetenz wird in der Literatur in der Regel ohne explizite Definition verwendet. Zum Teil werden auch die Begriffe Werturteilskompetenz, moralische Urteilsfähigkeit, werturteilende Argumentationsfähigkeit oder Kritikfähigkeit synonym gebraucht. In anwendungsbezogenen Texten finden sich Hinweise, dass unter Wertekompetenz die Fähigkeit verstanden wird, souverän mit der vorhandenen Wertevielfalt umzugehen sowie situationsangemessen und nach allgemeinen moralischen Prinzipien zu handeln. Wertekompetenz wird als ein Kennzeichen einer urteils- und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit gesehen.

Fasst man diese Komponenten zusammen und berücksichtigt entwicklungspsychologische Grundlagen so wird der Begriff  im Rahmen von ICH WIR IHR im Netz folgendermaßen verstanden:

Wertekompetenz als pädagogische Zieldimension beinhaltet die Fähigkeit selbstbestimmt reflektierte Wertentscheidungen unter Berücksichtigung des kulturellen Kontextes zu treffen. Sie umfasst ebenso die Motivation das eigene Handeln entsprechend auszurichten. Dies setzt bei der jeweiligen Person Wissen über die für den Handlungskontext relevanten Werte und Normen voraus. Darüber hinaus verlangt es eine persönliche Positionierung zu Werten, also eine motivational aufgeladene Wertorientierung.

Die Fassung von Wertekompetenz im Sinne eines pädagogischen Ziels wirft die Frage auf, wie sich diese fördern lässt. Im Rahmen von ICH WIR IHR im Netz wird davon ausgegangen, dass Wertebildung die aktive Auseinandersetzung jedes einzelnen mit der Umwelt und ihren vielfältigen und widersprüchlichen Werteangeboten umfasst. Darüber hinaus wird ein emanzipatorischer Anspruch verfolgt, indem Wertebildung auf die Herstellung von Selbstständigkeit und Autonomie, politischer Mündigkeit und Selbstverwirklichung abzielt. Wertebildung impliziert daher auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und den geltenden oder miteinander konkurrierenden Werten. Insbesondere geht es dabei um Widersprüchlichkeiten, die von Jugendlichen als Doppelmoral der Erwachsenengesellschaft erlebt werden können.

Umfassende Informationen zum Thema wurden in folgender Expertise zusammengetragen:

Christa Gebel, Swenja Wütscher (2015). Social Media und die Förderung von Werte- und Medienkompetenz Jugendlicher. Expertise zu den Potenzialen der Medienarbeit mit Social Media. München: JFF − Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Download